Das Weihnachtsoratorium, Bachs vielleicht populärstes Werk überhaupt, ist eigentlich gar kein geschlossenes Musikstück, sondern ein Zyklus von sechs unabhängigen Kantaten, die als Gottesdienstmusiken für die verschiedenen Feiertage der Weihnachtszeit konzipiert waren (für die drei Weihnachtsfeiertage, Neujahr, den Sonntag nach Neujahr und Epiphanias) und damit über fast fünf Wochen verteilt waren. Bach schrieb diese Kantaten Ende 1734. Erst nach Bachs Tod wurden die sechs weihnachtlichen Kantaten dann aus ihrem liturgischen Bezug gelöst und als Weihnachtsoratorium geschlossen aufgeführt. Freilich hatte Bach selbst bereits offensichtlich an eine zyklische Aufführung gedacht und die Zusammengehörigkeit der sechs Einzelkantaten unterstrichen, z. b. durch tonartliche Verbindungen.
Es bleibt eine staunenswerte Leistung, wie es Bach gelang, aus verschiedenen älteren Vorlagen ein einerseits zusammenhängend-homogenes, andererseits auch äußerst vielfältiges und differenziertes Werk zu schaffen, dem man weder die unterschiedlichen Ursprünge noch die getrennte Herkunft anmerkt. Jede der sechs Kantaten hat ihre eigene Orchesterbesetzung und dadurch ihren charakteristischen „Ton“, ohne dass dies den Eindruck eines großen Zusammenhangs minderte. Ganz besonders eng ist die Verbindung der ersten drei Kantaten, die ursprünglich an den drei Weihnachtstagen, d.h. auch im engen Zusammenhang, aufgeführt wurden. Durchgehend ist hier der Grundcharakter der Freude zu spüren, den Bach mit allen verfügbaren Mitteln barocker Musik auf höchstem kompositorischem Niveau umsetzte.
Sebalder Kantorei
Nürnberger Bach-Orchester
Sopran: Silke Mändl
Alt: Susanne Kelling
Tenor: Maximilian Vogt
Bass: Jakob Kreß
Leitung: Bernhard Buttmann